Mutmaßlicher Wolfsvorfall als politisches Lehrstück – Wolfsmonitor

Mutmaßlicher Wolfsvorfall als politisches Lehrstück

Wer zurzeit aufmerksam in den Medien die Ereignisse rund um den Vorfall beobachtet, bei dem ein „Tier“ – angeblich ein (weißer, schwarzer oder grauer, man weiß es offenbar nicht so ganz genau) „Wolf“- einen Arbeiter am Arm festgehalten haben soll, kann gar nicht anders als den Eindruck gewinnen, dass viele Medienvertreter es mit der Wahrheit nicht immer so ganz genau nehmen, und lieber Meinung machen. Denn fest steht diesbezüglich bis heute nur, dass nichts feststeht!

Wer etwas genauer hinsieht, kriegt nebenbei auch noch ein politisches Lehrstück präsentiert.

Zum „Wolfsvorfall“ wurden nämlich GRÜNEN-Chef Robert Habeck und Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) unabhängig voneinander befragt.

Erstgenannter von der NOZ, letzterer vom NDR. Der „GRÜNE“ reagiert im Interview unaufgeregt, sachlich und ausgleichend, der „ROTE“ hingegen übers Ziel hinausschießend und weitestgehend auf einem Holzweg, der ansonsten bei diesem Thema eher von der CDU erwartbar wäre.

Aber gehören CDU und SPD nicht sowieso beide zur „Ferkelkastrationsverlängerungskoalition“, was sie in dieser Konstellation per sé in Tierschutzangelegenheiten verdächtig macht? Diese Nebenbemerkung soll nachfolgend aber nichts weiter zur Sache tun…

Lies scheint offensichtlich wirklich – wie offenkundig auch viele Konservative – daran zu glauben, dass man sich im Jahre 20 der Wolfsrückkehr die Akzeptanz des Beutegreifers in der Bevölkerung durch ein „langsameres Anwachsen“ des Wolfsbestandes zurechtschießen kann.

Für diese These fehlt jedoch interessanterweise auch international jeglicher seriöse Beweis. Vermutlich deshalb erhält Lies auch von seinen Berliner Parteikollegen im Umweltministerium in dieser Hinsicht ebenso wenig Unterstützung, wie zusätzlich auch vom umweltpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Carsten Träger, der noch Mitte der Woche ein ähnlich klingendes CDU-Positionspapier als … „in erster Linie die Interessen der Jagdlobby und nicht die Interessen der Tierhalter bedienend“ bezeichnete.

Lies hat bis heute ganz offensichtlich auch nicht kapiert, dass sich durch „Entnahmen“ die Gefahr der Nutztierübergriffe erhöht, wenn zum Beispiel Elterntiere „entnommen“ werden. Eine unnötige Eskalationsspirale wäre die wahrscheinliche Folge, wie die Ereignisse in Cuxhaven zuletzt zeigten.

Lies scheint sogar tatsächlich zu glauben, dass es …“nicht mehr lange hin ist“, bis es 1.000 erwachsene Wölfe gibt. Wir allerdings wissen, dass diese Zahl nicht mehr in seine Regierungszeit fallen wird.

Was übrigens auch egal wäre, weil noch etliche andere Kriterien erfüllt sein müssen, damit die Artenschutzziele bei den Grauen als erfüllt gelten.

Habeck hingegen hat offenbar verstanden, dass es beim gerade diskutierten Vorfall …“darum gehen muss, dass die berechtigte Besorgnis nicht in eine radikale Ablehnung übergeht“, weil der Wolf für viele Projektionen des Menschen herhalten müsse. Deshalb sei die Debatte so emotional aufgeladen.

Die Zahl der Wölfe sei – so erkennt er richtig – im Übrigen noch weit davon entfernt, dass man in die Bestände eingreifen müsse. Und für den Umgang mit verhaltensauffälligen Tieren seien ja Regelungen vorhanden: Zur Gefahrenabwehr dürften dem Artenschutzrecht entsprechend Tiere in Einzelfällen vergrämt oder getötet werden.

Da wo Wölfe regelmäßig aufträten, müsse man außerdem die Schafherden einzäunen, um Konflikte zu minimieren. Und wo Wölfe heimisch sind, zusätzlich mit Herdenschutzhunden schützen, möchte man ergänzen.

Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser, wer von den beiden agiert politisch nachhaltiger und intelligenter? Wer gewinnt und wer verliert an Akzeptanz in der Bevölkerung? Der „Schießer“ oder der „Schützer“?

Das Interview mit Robert Habeck können Sie hier aufrufen! (*1)

Das Interview mit Olaf Lies finden Sie hier! (*2)


Herzlichst

Ihr

Jürgen Vogler


Quellen (beide abgerufen am 30.11.2018):

(*1) noz.de am 30.11.2018: „Habeck: „Wölfe, die sich an Menschen gewöhnen, sind ein Problem“ von Marion Trimborn

(*2) ndr.de am 29.11.2018: „Lies: Bei 1.000 Wölfen sollte Schluss sein“


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