„Wir Menschen beurteilen heute diese Tiere allzuoft nach unseren eigenen Kriterien: Sie töten – also sind sie böse. Sie reißen alte, schwache und kranke Tiere – also sind sie nützlich. Sie sind monogam und lebenslang einem Partner treu – das finden wir achtenswert. Sie töten einen Artgenossen und fressen ihn auf – das finden wir abscheulich.
In der Welt meiner Wölfe haben solche menschlichen Vorstellungen und Urteile wenig zu bedeuten. Man lernt dort die Tiere anders zu sehen und gewinnt dann ein völlig neues Bild von ihnen. Da ich das einzigartige Privileg genossen habe, das Leben eines Rudels aus nächster Nähe zu beobachten, glaube ich in aller Bescheidenheit, dass ich vielleicht anderen Menschen helfen kann, ein Bild vom Wolf zu gewinnen, wie er wirklich ist: Er ist ein bewunderswürdiges Tier, das ist erstaunlicher Weise fähig ist, in einer extrem rauhen Welt zu überleben, ein Tier, das unsere Achtung und unser Verständnis verdient.“
(Quelle: L. David Mech, weltweit anerkannt als kompetentester Wolfsexperte in den Vereinigten Staaten, in seinem Buch „Auf der Fährte der Wölfe“, München: Frederking & Thaler 1992, aus dem Englischen übersetzt von Konrad Dietzfelbinger)