Frank Faß vorstellen heißt Eulen nach Athen tragen. Der 42-jährige gelernte Luft- und Raumfahrtingenieur und heutige Inhaber und Betreiber des Wolfcenters in Dörverden, eröffnete im Jahr 2010 mit seiner Frau Christina den 5,2 Hektar großen Wolfspark auf einem ehemaligen Bundeswehrgelände in der niedersächsischen Ortschaft Barme.
Frank Faß ist ebenfalls ehrenamtlicher Wolfsberater in Niedersachsen und engagiert sich auch außerhalb des Wolfcenters für den Wolf. Er wuchs in einer Jägerfamilie auf und ist selbst ausgebildeter Jäger.
Wolfsmonitor hatte nun Gelegenheit, sich rund vier Stunden lang mit Frank Faß über die Wölfe in Deutschland und sein Engagement für die Wölfe zu unterhalten. Auszüge dieses Gesprächs werden nun in zwei Teilen hier auf Wolfsmonitor veröffentlicht.
WOLFSMONITOR: Herr Faß, auf Ihrer Webseite gibt es einen Bereich „Visionen und Standpunkte“. Sie erlauben sich dort, Vorschläge für ein tragfähiges Konzept des Zusammenlebens von Menschen und Wölfen in der heutigen deutschen Kulturlandschaft zu unterbreiten. Ein Vorschlag besagt, dass die Dichte an Nutztieren in einer Region darüber entscheiden sollte, ob dort Wölfe toleriert werden sollten. Wie meinen Sie das genau?
Lieber Herr Vogler, ich möchte mich einleitend an dieser Stelle zunächst mal dafür bedanken, dass Sie mich vor einer Woche besucht haben und wir uns satte 4 Stunden über unterschiedlichste Themen rund um den frei lebenden Wolf in Deutschland und anderswo unterhalten haben. Wir waren in unseren Ansichten, Ideen und Meinungen häufig deckungsgleich. Dort wo wir es nicht waren, haben wir auf Augenhöhe diskutiert. Auch in diesen Situationen herrschte jedoch, von uns beiden ausgehend, Respekt und Wertschätzung für den anderen. Das habe ich sehr genossen und freue mich schon heute auf das nächste Wiedersehen mit Ihnen!
Ferner bedanke ich mich, dass Sie mir mit diesen drei Fragen die Möglichkeit geben, ungekürzt und ausführlich meinen heutigen Standpunkt darzustellen. Es liegt in der Natur der Dinge, dass Berichterstattungen häufig nicht in voller Länge wiedergegeben werden oder sie teilweise vom Interviewer leicht verfälscht wiedergegeben werden, weil er selbst sich nicht im Detail mit der Wolfsthematik beschäftigt.
Gerade neulich habe ich in einem Interview gesagt, dass in einem Wolfsterritorium, welches angenommener Weise 300 km² Fläche umfasst, parallel an die ca. 40-80 Jäger in verschiedenen Jagdbezirken neben dem Wolf oder Wolfsrudel jagen gehen. Im veröffentlichten Bericht stand dann „40-80 Jagden“. Das wären dann nach meinen Annahmen schon 120-240 Jäger. Ein kleiner Unterschied in der Wortwahl mit großer Interpretationsmöglichkeit, falsch verstanden zu werden. Aber so ist es eben. Denn sich gar nicht zum Wolf zu äußern hielte ich auch für verkehrt. Insofern bleibt mir nur, im Zweifel auch Geschimpfe und Geläster zu ertragen.
Bevor ich konkret auf die Beantwortung Ihrer ersten Frage eingehe, möchte ich gerne Ihren Lesern aufzeigen, wie ich das Wolfsthema grundsätzlich sehe.
Ich habe früh versucht, Entwicklungen strategisch weiter zu denken und erlaube mir, in dem Bereich „Visionen und Standpunkte“ auf unserer Wolfcenter-Webseite diese Gedanken und Lösungsvorschläge zu veröffentlichen. Als solche sind sie eben auch gemeint, auch wenn unter der aktuellen Rechtslage um den Wolf einige dieser Gedanken gar nicht zulässig wären.
Dennoch bin ich von meinem Naturell her ein Mensch, der sich auch vorausschauend fragt, was in 10, 20 oder 25 Jahren sein könnte, auch wenn hierzu Spekulationen und Annahmen eingebunden sind. Wer weiß schon, wie die Rechtslage dann sein wird.
Lange habe ich tatsächlich überlegt, ob wir überhaupt eine solche Rubrik bei uns auf der Homepage zeigen sollten, für jedermann einsehbar. Meiner Meinung nach sollte ein jeder Mitmensch, der sich für das Vorhandensein und die weitere Ausbreitung von frei lebenden Wölfen in Deutschland einsetzt, auch zeigen, was er ganz konkret denkt, glaubt, für möglich oder unmöglich hält. Und dies eben nicht nur oberflächlich, so dass es sich nach außen hin toll anhört, und jeder gleich zustimmend „Hurra!“ ruft, so wie es teilweise im Internet festzustellen ist – Rechthaberei um jeden Preis.
Auch heute bin ich immer noch unverändert mit Begeisterung der Auffassung, dass das Zusammenleben mit Wölfen in Deutschland funktioniert – allerdings geht es nicht darum, was ein einzelner denkt, sondern darum, was die Gesellschaft heute, mittelfristig und langfristig will oder auch nicht will. Mittel- und langfristig meint – in meinem Verständnis – in den nächsten 10 bis 20, vielleicht sogar 25 Jahren. Dieser Wille wird sich je nach Gewichtigkeit und Abstimmungsverhältnissen in unserer Demokratie letztlich durch gewählte Politiker als Gesetzesgeber im gültigen Rechtsrahmen widerspiegeln. Soviel in aller Kürze dazu, wie unser Staat funktioniert.
Vor diesem Hintergrund erlaube ich mir, nicht zuletzt auch aufgrund meiner generellen Sichtweise zum Leben, bei der ich mir stets von Best Case bis Worst Case alle Szenarien anschaue (also nicht nur Schwarz-Weiß-Denke), „abzuwägen“, was eines Tages sein könnte.
Wenn sich am Horizont mögliche Potenziale aufzeigen, die absehbar zu Streitereien (ganz gleich welcher Couleur) führen könnten, bin ich nicht zuletzt auch aufgrund meines früheren Berufes immer dafür, für solche Fälle nach Lösungen zu suchen und auch Themen anzusprechen, die nicht gerade für Freude sorgen. Sollten die zuvor genannten Potenziale nicht zur Realität werden, also tatsächlich in Erscheinung treten, ist es ja umso besser. Lehrreich wird es dann alle Mal gewesen sein.
Zu dieser meiner Herangehensweise zählt auch, dass es mir immer wichtig ist, mit allen Beteiligten mögliche Konflikte, Lösungen, Strategien, etc. zu diskutieren. Hinsichtlich des Wolfes zählen zu diesen Beteiligten neben der allgemeinen Bevölkerung, auch Behörden, Politiker verschiedenster Parteien, unterschiedliche Organisationen, wie zum Beispiel die Tierhalter, die Jägerschaft und andere Naturschutzverbände, Tierschutzverbände und viele mehr.
Mit Sorge beobachte ich seit geraumer Zeit, dass es Mitmenschen gibt, die im Internet mit erheblicher Geringschätzung eigene Meinungen niederschreiben, um möglichst wiederum viele Mitmenschen damit zu erreichen – sei es, dass man um jeden Preis für den Wolf oder gegen ihn ist. Diesen Stil teile ich nicht. Ich denke, dass diese Mitmenschen besagte Strategie an den Tag legen, nur weil einige Überlegungen nicht in deren eigenes Weltbild passen. Wir sind eines der reichsten Länder dieser Erde und eine kluge Nation. Wir sollten es uns leisten können zu diskutieren, abzuwägen, auch auf Augenhöhe zu streiten, um letztlich einen politischen Kompromiss zu erzielen – denn darauf wird es immer hinauslaufen und nicht nur darauf, ob etwas rein logisch Sinn macht oder nicht. So tickt die Welt. In – wie ich hoffe – sehr kleinen Gruppen der Internetgemeinschaft gewinne ich teilweise den Eindruck, dass dort ein „Wolfskrieg“ erklärt wurde – sei es pro oder contra Wolf. Hoffentlich täusche ich mich….
Mit dem Wolfcenter selbst leisten wir ja bereits einen Beitrag zur Öffentlichkeitsarbeit über Wölfe in Deutschland. Unsere ergänzenden Informationen auf unserer Webseite sollten darüber hinaus möglichst als das begriffen werden, was sie sein sollen: Diskussions- bzw. Lösungsvorschläge.
Ich beschäftige mich mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zurzeit besonders umfassend mit Herdenschutzfragen. Denn bei allem Interesse am Wolf denke ich, dass wir ihn langfristig am erfolgreichsten integrieren können, wenn der Herdenschutz bei den Nutztierhaltern funktioniert. Wir schreiben sogar gerade im Wolfcenter an einem Buch darüber.
In Bezug auf mögliche zu definierende Regionen in Deutschland, in denen Wölfe aufgrund der höheren Nutztierdichte, bzw. Haltungsform als problematisch in ihrem Vorhandensein angesehen werden könnten, sehe ich es am Beispiel des nordwestlichen Niedersachsens wie folgt; übrigens als einzige Region in Niedersachsen, weil wir dort eine sehr hohe Milchviehdichte haben!
Ein bekanntes mathematisches Modell hat vor einigen Jahren – entsprechend getroffener Rahmenbedingungen – errechnet, dass in gesamt Nordwestniedersachsen keine Wolfsrudel zu erwarten sind. Dieses dürfte einen Nutztierhalter zunächst freudig stimmen, weil er sich logischerweise in Folge dessen über den Herdenschutz keine Gedanken machen muss.
Der heutige Ist-Zustand zeigt jedoch, dass sich sehr wohl ein erstes Rudel im besagten Gebiet etabliert hat – das Wolfsrudel im Raum Cuxhaven. Natürlich will ich an dieser Stelle keine „Klugscheißerei“ betreiben, denn als Ingenieur weiß ich sehr genau, dass mathematische Modelle nur so gut rechnen können, wie sie mit Rahmenbedingungen konstruiert wurden. Also gilt es, nicht emotional aufzutreten, weil Wölfe irgendwo auftauchen, wo sie nicht voraus berechnet wurden.
Parallel dazu frage ich mich mit hohem Interesse, ob es überhaupt – und wenn ja wann – weitere territoriale Einzeltiere, die später von Paarungspartnern gefunden werden und somit weitere Rudel etablieren, geben wird, abweichend von den Simulationsergebnissen.
Angenommen die Wolfsfähen im Emsland und im Bereich der Landkreise Diepholz und Vechta würden jeweils von einem umherwandernden Wolfsrüden als Paarungspartner gefunden werden, hätten wir zwei weitere Rudel, die nicht vorausberechnet wurden. Die für mich einfache Frage ist, ob die künftige Ausbreitung von Wölfen bzw. Rudeletablierung im nordwestlichen Niedersachsen entsprechend des mathematischen Modells bleiben wird, oder eben nicht.
Immer wieder diskutieren wir Kälberrisse von Mutterkuhherden in Wolfsgebieten. Wir müssen erkennen, dass es Kuhkälberrisse gegeben hat und auch weiterhin geben wird – auch wenn diese deutlich seltener auftreten als Übergriffe auf Schafe. Mit Blick auf die zuvor skizzierten nordwestlichen Landkreise Niedersachsens müssen wir jedoch erkennen, dass es nicht die Mutterkuhhaltung ist, die dort überwiegt, sondern die Milchkuhhaltung.
Insbesondere diese hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten eine enorme Wandlung vollzogen. So gibt es heute ein großes Spektrum an Stallgrößen, die von wenigen Dutzend Milchkühen (wie früher) bis hin zu über 1000 Stück (heute) in großen Stallanlagen reichen.
Ich halte es für Panikmache, herum zu erzählen, dass diese Kühe nun alle ausnahmslos in Gefahr sind! Das sehe ich so nicht. Gleichwohl mussten wir im Landkreis Cuxhaven wiederholt feststellen, dass neun bzw. zehn Monate alte Färsen (junge weibliche Kühe, die bisher kein eigenes Kalb hatten) von Wölfen gerissen wurden – kleine Kälber sind das nicht mehr. Es war dort nur richtig, Herdenschutzmaßnahmen in Form von Zaunaufwertung an der besagten Weide vorzunehmen.
Bewegen wir uns in der nordwestlichen niedersächsischen Landschaft, stellen wir fest, dass viele Jungtiere der Kategorie Milchkühe auf den Weiden stehen und eben nicht mehr so viele ausgewachsene Tiere, die sie möglicherweise beschützen könnten. An dieser Stelle sei nebenbei gefragt, ob „Schwarzbunte“ noch die Wehrhaftigkeit, wie wir sie von verschiedenen anderen Mutterkuhrassen kennen, aufweisen.
An dieser Stelle frage ich mich ebenfalls, ob es realistisch und finanzierbar ist, sämtliche Kuhweiden im Nordwesten einzuzäunen, wenn sich in Zukunft doch mehrere Wolfsrudel dort etablieren sollten. Eine weitere Frage ist jedoch auch, ob es überhaupt vielerorts zu steten Übergriffen auf junge Milchkühe kommen wird. Ich bin kein Hellseher und auch kein Schwarzmaler, schaue mir jedoch das zuvor beschriebene Szenario derart an, sodass ich mich frage, wie „im Falle eines Falles“ eine Lösung aussehen könnte. Soll man die Rinderhalter sich selbst überlassen? Wird die aktuelle Richtlinie Wolf auch dann noch angemessen sein?
Somit kam ich zu der Idee, die im gesamtniedersächsischen Vergleich kleine nordwestliche Region derart zu definieren, dass man das Einwandern weiterer einzelner Wölfe nicht zulässt. Ich betone an dieser Stelle, dass ich hier nur auf Rinder eingegangen bin, obwohl es selbstverständlich auch andere Nutztiere dort gibt.
Ich bin mir im Klaren darüber, dass die oben vorgestellte Idee in der Realität schon allein deshalb sehr wahrscheinlich scheitern würde, weil man den Nutztierhaltern außerhalb dieser Region nicht klarmachen kann, dass sie Herdenschutz betreiben müssen, während eine andere Region von Wölfen frei gehalten wird. Es wäre also – neben allen Managementproblemen – meiner Einschätzung nach auch ein Gerechtigkeitsproblem zu lösen. Ich weiß auch, dass der aktuelle strenge Schutzstatus (FFH-Richtlinie, Anhang 2 und 4) diese Idee heute nicht Realität werden lassen kann.
Wie gesagt, ich bin kein Hellseher und kenne auch niemanden, der das ist. Letztlich werden wir nur weiter beobachten können, was die Wölfe machen oder auch nicht machen.
Diese Aussage wird die Tierhalter allerdings nicht zufrieden stellen. Es wundert mich daher nicht, dass einzelne Petitionen zur Begrenzung der aktuellen Wolfsmenge ins Leben gerufen werden. Gleichwohl halte ich davon nichts, denn eine Lösung sehe ich nicht in der Begrenzung der Wolfsmenge abseits des günstigen Erhaltungszustandes.
Dennoch sollten wir immer wieder Gespräche suchen, um gemeinsam Lösungen zu finden – auch wenn es anstrengend sein könnte. Der oben angesprochene scheinbar tobende „Wolfskrieg“ bindet Energien, die viel besser für eine Lösungsfindung mit größtmöglichem Übereinkommen aller Beteiligter verwendet werden sollten. So sehe ich es jedenfalls.
WOLFSMONITOR: Auf Ihrer Webseite ist auch zu lesen, dass sie hinsichtlich der Diskussion „Pro und Kontra Wolfsbejagung“ glauben, dass diese ohnehin eines Tages in Deutschland durchgesetzt wird. Man kann deshalb schnell daraus schließen, dass Sie das unterstützen? Ist das so?
Auch dort erlaube ich mir, die Dinge ohne Denkverbote in die Zukunft zu prognostizieren (Details sind auf unserer Website unter „Die Wolfsjagd – ein Muss?“ einzusehen). Und nein, ich unterstütze das persönlich nicht, glaube aber, dass es irgendwann einmal politischer Wille werden wird. Dass es also tatsächlich so kommen könnte. Allerdings erst in zeitlich weiter Ferne.
Doch schauen wir uns zunächst die Ausgangslage an. Wie schon so eben benannt, ist der Wolf über die FFH-Richtlinie, Anhang 2 und 4, strengstens geschützt. Auf nationaler Ebene ist er entsprechend des bundesdeutschen Artenschutzrechtes ebenso streng geschützt.
Wenn der Wolf bejagt werden soll, müsste er demzufolge aus dem Artenschutzrecht in das Jagdrecht überführt werden. Diesen Schritt lässt jedoch das Europarecht heute nicht zu. Das ist auch richtig so, denn solange der günstige Erhaltungszustand mit einem Sicherheitsfaktor X nicht vorhanden ist, darf ein Eingriff in die Bestandsmenge der Wölfe durch den Menschen nicht erfolgen, um das Erreichen des günstigen Erhaltungszustandes nicht zu gefährden.
Wenn der günstige Erhaltungszustand zuzüglich des Sicherheitsfaktors X eines Tages erreicht ist, kann über die Bejagung von Wölfen im Grundsatz konkreter nachgedacht werden. Die ganz große Frage wird jedoch dabei sein, welcher „vernünftige Grund“ für die Wolfsjagd vorliegen soll. Dieser vernünftige Grund wird, so denke ich, in Zukunft in der Gestaltung von Jagdgesetzen immer mehr an Bedeutung finden. Ferner wird für die Verabschiedung von entsprechenden Gesetzgebungen eine politische Mehrheit im Vorfeld festzustellen sein müssen.
Schauen wir uns diese beiden Aspekte an, halte ich für die langfristige Zukunft eine politische Mehrheit „pro Wolfsjagd“ für möglich. Wie die Definition eines vernünftigen Grundes aussehen soll, weiß ich jedoch nicht. Ich betone an dieser Stelle erneut, so wie ich es auch in allen meinen Vorträgen und auf unsere Website tue, dass die Bejagung des Wolfes keine (!) Herdenschutzmaßnahme darstellen wird.
Worüber ich jedoch heute schon laut nachdenke, ist die Frage, wie denn eine Wolfsjagd überhaupt von statten gehen sollte. Dabei können viele, viele Fehler gemacht werden, die der Jägerschaft nur weitere Ablehnung im gesellschaftlichen Ansehen einbringen kann, sofern diese Fehler und Probleme auftreten. Diese habe ich detailliert mit entsprechenden Fragestellungen ausführlich dargestellt.
Mein Fazit: wenn es eines Tages aufgrund des gesellschaftlichen Willens einer Politik, einer politischen Mehrheit und entsprechender Gesetzgebungen zur Wolfsjagd kommen sollte, wird das von all denen, die keine Wolfsjagd wollen, zu respektieren sein – auch von mir.
Ich sorge mich darum, dass die Bejagungsmaßnahme an sich „in die Hose gehen wird“. Ich finde es daher überhaupt nicht verwerflich, über dieses Thema zu sprechen im pro und contra. Jetzt mag man sagen, wenn doch die Wolfsjagd unlogisch ist, wird sie sich nicht durchsetzen. Mein gesamtes Berufsleben jedoch zeigt mir, dass es leider nicht immer nur nach Logik geht.
Was ich seit einiger Zeit mit Interesse beobachte, ist die Tatsache, dass es Menschen gibt, die glauben, dass ich die Wolfsjagd unbedingt will. Wie gesagt, dem ist nicht so. Ich versperre mich jedoch auch einer solchen Betrachtung nicht. Spannend an den Streitgesprächen hinsichtlich der Wolfsjagd finde ich, wie einige Leute förmlich ausrasten, wenn sie nur hören, dass der Wolf eventuell in Zukunft gejagt werden könnte. Nun das mag ihr gutes Recht sein, doch ich frage mich, warum sie in Wirklichkeit ausrasten. Was ist das echte Motiv? Und ich frage mich, warum sie sich nicht mit gleicher Leidenschaft auch für den Fuchs einsetzen…
Dass ich das so hier schreibe, mag dem einem gefallen und dem anderen nicht. Doch darum geht es nicht wirklich. Es geht nur darum, was der gesellschaftliche Wille kurzfristig, mittelfristig und langfristig sein wird. Darauf habe ich persönlich keinen Einfluss und bin daher selber Beobachter des Geschehens.
Ich empfinde es als bereichernd, dass Sie, Herr Vogler, sich ebenfalls Gedanken über ein solches Szenario machen und dass Sie für eine Diskussion darüber zur Verfügung stehen.
WOLFSMONITOR: Ja, gewiss. Allerdings komme ich hier und da zu einem etwas anderen Ergebnis als Sie. In der neuen Broschüre „Wolfs-Wissen kompakt“ der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe e.V. (GzSdW) wird meines Erachtens sehr anschaulich dargestellt, warum es weder eine ökonomische noch eine ökologische Notwendigkeit gibt, Wölfe zu bejagen. Teilen Sie die Einschätzung der GzSdW?
Ich teile weitestgehend die Einschätzung der GzSdW in ihren Grundsätzen, glaube allerdings hier und heute, wie schon zuvor beschrieben, dass es irgendwann einmal gesellschaftlicher und auch politischer Wille sein wird, die Wolfsbestände zu „regulieren“ oder auch zu „kontrollieren“. Es bleibt demnach also spannend, welche Entwicklung tatsächlich eintreten wird!
Den zweiten Teil des Interviews finden Sie hier!
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Zum Weiterlesen: „Visionen & Standpunkte“ auf der Webseite des Wolfcenters Dörverden: Hier der Link!