In Potsdam fand gestern eine lang angekündigte Anti-Wolfs-Kundgebung mehrerer Landnutzerverbände (darunter auch der Bauernbund Brandenburg) statt. Bis zum Veranstaltungstermin gingen den Veranstaltern offenbar jedoch weitestgehend die Themen aus. Der Grund: In dieser Woche stellte der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags einerseits fest, dass für die Forderung des Bauernbundes nach „wolfsfreien Zonen“ in Deutschland die rechtliche Grundlage fehlt (Wolfsmonitor berichtete, hier!).
Außerdem gab die EU bekannt, dass nach der bisherigen 80-prozentigen nun eine 100-prozentige staatliche Unterstützung für Vorsorge und Entschädigung bei Wolfsrissen möglich ist (darüber berichtete Wolfsmonitor ebenfalls, hier!).
Dadurch dürften den Nutztierhaltern künftig nur noch wenige Ausreden bleiben, Herdenschutzmaßnahmen nicht umzusetzen.
Zuletzt vereinbarte man auf der Umweltministerkonferenz in der abgelaufenen Woche auch noch, im kommenden Frühjahr eine rechtssichere Grundlage zum Töten von vermeintlichen „Problemwölfen“ vorzulegen.
Und so verlor sich der Sprecher der Kundgebung gestern augenscheinlich darin, den Anwesenden klarzumachen, wie wichtig doch so ein Netzwerk wie das einladende „Forum Natur“ trotzdem sei.
Er bekundete ferner mißverständlich, dass es neuerdings scheinbar auch einen regionalen günstigen Erhaltungszustand gebe und versuchte den Vorwurf zu entkräften, dass es Populismus sei, der von den Anwesenden ausginge.
Wenn man allerdings einen Blick auf die veröffentlichten Fotos der Kundgebung oder auf die Facebook-Seiten einiger Kundgebungs-Teilnehmer wirft, erhält man schnell einen etwas anderen Eindruck. Da sind dann beispielsweise Sprüche zu lesen wie: „Der Wolf frisst alles, was nicht schnell genug auf die Bäume kommt!“ Kein Populimus also?
Eindringlich kokettierte der Vertreter des Naturforums dann auch mit den Inhalten des „Offenen Briefes“ der neun Verbände (darunter auch NABU und WWF) vom Vortag (den Wolfsmonitor arg kritisierte, hier!).
Demnach sei man dort nun offenkundig nur noch einen kleinen Schritt davon entfernt, sich den Argumenten der in Potsdam protestierenden „Wolf-Nein-Danke-Fraktion“ anzuschließen. „Jetzt seid ihr schon so weit gegangen, na dann springt doch noch über die letzte Hürde, dann gehört auch ihr zu den Guten!“, so Sprecher Gregor Beyer.
Zu den Guten? Wer den vermeidbaren Abschuss tierischer Mitgeschöpfe propagiert, sollte vielleicht einfach mal sein ethisches Koordinatensystem nachjustieren…
Quelle: forum-natur-brandenburg.de, Presseinfo vom 10.11.2018: „DEMO in Potsdam: „Aktives Wolfsmanagement jetzt!“, abgerufen am 10.11.2018, hier der Link!
Beitragsfoto: Heiko Anders, www.andersfotografiert.com
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