Der Senat in Bremen hält es offenbar für ausreichend, die in Niedersachsen entwickelten Strategien für den Umgang mit den Wölfen künftig auch im kleinsten Bundesland Deutschlands zur Anwendung zu bringen. So äußerte es Umweltstaatsrat Ronny Meyer bei einer Fragestunde in der Bremer Bürgerschaft letzte Woche (Wolfsmonitor berichtete, hier!)
Am 06. März 2017 soll nun erstmals in einem Gespräch zwischen der Umweltbehörde und den Landwirtschafts- und Naturschutzverbänden darüber gesprochen werden.
Beobachter sind gespannt, ob der Landesjägerschaft in dem künftigen Konzept auch tatsächlich – wie in Niedersachsen – das Wolfsmonitoring übertragen werden soll.
Denn es gibt einige Hinweise darauf, dass dadurch unnötige Unruhe entstehen könnte. Allein schon eine einfache Literaturempfehlung der Jägerschaft auf deren Webseite deutet beispielsweise darauf hin.
Bezüglich der Wölfe fordert man dort zwar eine „sachgerechte Kommunikation“ ein und stellt fest, dass „ohne hinreichendes Grundwissen keine richtigen Entscheidungen getroffen werden können“…, um dann jedoch ausgerechnet auf die Beiträge einiger in der „Wolfscommunity“ besonders umstrittenen Autoren (z.B. Valerius Geist und Kaj Granlund) in den „Beiträgen zur Jagd- und Wildtierforschung“ der GWJF (Gesellschaft für Wildtier- und Jagdforschung e.V.) zu verweisen, deren Vorsitzender der nicht gerade als Wolfsbefürworter bekannte Prof. Dr. Michael Stubbe ist. (*1)
Der renommierte deutsche Wolfsexperte Ulrich Wotschikowsky (selbst Jäger) schrieb über Granlund und die Gesellschaft für Wildtier- und Jagdforschung treffend:
…“Kaj Granlund ist in der deutschen Wolfsszene kein unbekannter. Er gehört zum Kreis von Magnus Hagelstam, Eirik Grankvist, Valerius Geist, Wernher Gerhards und dem in Sachsen ansässigen „Verein Sicherheit und Artenschutz.“ Dieser Kreis hat es sich auf die Fahne geschrieben, die deutschen Wölfe zu Hybriden zu erklären und die Zuwanderung als „Aussetzung“ zu deklarieren. Bei der Jahreshauptversammlung der Gesellschaft für Wildtier- und Jagdforschung war Granlund mit einem Vortrag über Wölfe aufgetreten, der bei manchen Teilnehmern verständnisloses Kopfschütteln auslöste.“… (*2)
Auf der Webseite der Landesjägerschaft Bremen ist darüber hinaus in dem Artikel „Haben wir die richtige Achtung vor dem Wolf?“ vom 1. Februar 2017 zu lesen:
…“Weiter gebührt dem Wolf aber auch in einem ganz anderen Punkt Achtung – er ist unser mächtigstes, fazinierenstes und sicherlich auch gefährlichstes heimisches Großraubtier. Nur all zu gern wurde in der Vergangenheit diese Eigenschaft in der öffentlichen „Willkommen Wolf“ – Diskussion leise unter den Teppich gekehrt. Dabei halten wir es für fahrlässig, darüber hinweg zu sehen.“... (*3)
Was eigentlich soll hier wem von der Jägerschaft suggeriert werden?
In den fast zwanzig Jahren, in denen Wölfe wieder frei in Deutschland leben, ist meines Wissens noch nicht einmal ein Mensch von einem der freilebenden „gefährlichen Großraubtiere“ auch nur angenurrt worden…
Offenbar kann sich der Bremer Senat eine Menge Ärger ersparen, wenn er für das Wolfsmonitoring eine andere Lösung findet als die, ausgerechnet eine – offensichtlich so manch einer Verschwörungstheorie aufgeschlossenen – Landesjägerschaft mit solch einer verantwortungsvollen Aufgabe zu betrauen.
Alternativ könnte die Bremer Landesjägerschaft den „Verschwörungstheoretikern“ in den eigenen Reihen natürlich selbst Einhalt gebieten. Ob sie allerdings dazu in der Lage ist… ?
Herzlichst
Ihr
Jürgen Vogler
Quellen:
(*1) und (*3): Webseite der Landesjägerschaft Bremen, www.lj-bremen.de, Menuepunkt „Wölfe in Bremen?“, dort: „Literaturempfehlung zum Wolf“ (hier!) und Beitrag vom 1.2.2017: „Haben wir die richtige Achtung vor dem Wolf?“ (hier!), beide abgerufen am 24.2.2017
(*2) Wolfsite – Forum Isegrim: „Das Europa der Wölfe: Fragen an den Autor Kaj Granlund“ von Ulrich Wotschikowsky am 13.05.2016, hier der Link!
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