„Bundesregierung verstrickt sich in Kompetenzstreit zwischen Landwirtschaft und Umwelt“ – Wolfsmonitor

„Bundesregierung verstrickt sich in Kompetenzstreit zwischen Landwirtschaft und Umwelt“

Berlin – (NABU- Pressemeldung im Wortlaut): „Bei dem Übergriff eines Wolfes auf eine nicht vollständig eingezäunte Schafherde am 30. April 2018 in Bad Wildbad, Nordschwarzwald, ist mit einem Gentest nachgewiesen worden, dass dieser Wolf Deutschland fast vollständig von Norden nach Süden durchquert hat. Aufgrund wiederholter Nachweise des Wolfes in der Region ist davon auszugehen, dass sich das Tier im Nordschwarzwald niedergelassen hat.

Dort soll nun das erste Wolfsvorkommensgebiet in Baden Württemberg ausgewiesen werden. Damit verbunden sind erhöhte Anforderungen an den Herdenschutz und Fördermaßnahmen für Weidetierhalter zum Schutz der Nutztiere vor Wolfsübergriffen.

Der Bundesverband Berufsschäfer und der NABU-Bundesverband begrüßen die schnelle Reaktion des Baden-Württembergischen Umweltministeriums. „Dies zeugt von dem Bewusstsein, dass eine Nachbarschaft von Mensch, Weidetierhaltung und Wolf klarer Regeln und echter Lösungen bedarf, um zu gelingen“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
„Die Unterstützung der Weidetierhalter im Herdenschutz ist ein fundamentaler Baustein für eine artenreiche Kulturlandschaft, die für alle Tiere und Pflanzen einen Lebensraum bietet“, so Günther Czerkus, Vorsitzender des Bundesverbandes Berufsschäfer.

Die erfolgreiche Wanderung des Wolfes von der Lüneburger Heide bis in den Schwarzwald belegt, dass jederzeit fast überall in Deutschland ein Wolf auftauchen kann. Lässt er sich nieder, wird auch eine weit von bekannten Wolfsvorkommen entfernte Region schlagartig zum Wolfsgebiet.

Der Bundesverband Berufsschäfer und der NABU-Bundesverband appellieren daher an alle Bundesländer, finanzielle und praktische Unterstützungen für den Herdenschutz vorzuhalten. „Zudem ist es wichtig, mit der Information und Schulung der Weidetierhalter zum Thema Herdenschutz zu beginnen, bevor sich ein Wolf niederlässt“, so Miller.

„Statt sich jedoch für praktikablen und innovativen Herdenschutz einzusetzen verstrickt sich die Bundesregierung in einem Kompetenzstreit zwischen Landwirtschaft und Umwelt. Die Forderungen nach einer Bejagung des Wolfes sind nicht nur EU-rechtswidrig, sondern lösen keinerlei Probleme. Es ist nicht entscheidend, ob ein oder zehn Wölfe in einem Gebiet vorkommen, am Herdenschutz führt kein Weg vorbei.“

Der Bundesverband Berufsschäfer und der NABU-Bundesverband fordern die Bundesregierung auf, endlich die Versäumnisse der letzten Jahre in Sachen Herdenschutz nachzuholen und sich für die Belange der Weidetierhalter stark zu machen.


Für Rückfragen:

Markus Bathen, NABU-Wolfsexperte, E-Mail: Markus.Bathen@NABU.de

Claudia Grünewald, NABU-Artenschutzexpertin, E-Mail: Claudia.Gruenewald@NABU.de

Andreas Schenk, Pressesprecher Bundesverband Berufsschäfer, E-Mail: Andreas.Schenk@Berufsschaefer.de


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Quelle:

NABU Pressemitteilung NR 54/18 vom 11. Mai 2018

Beitragsfoto: Heiko Anders, www.andersfotografiert.com

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