Die merkwürdigen Motive eines Jagdpächters aus Barnstorf – Wolfsmonitor

Die merkwürdigen Motive eines Jagdpächters aus Barnstorf

Wenn jemand den Weg über die Medien wählt, hat er gewöhnlich etwas zu sagen. Was einen Jagdpächter aus Barnstorf jedoch dazu bewogen hat, sich kürzlich in der „Mediengruppe – Kreiszeitung“ zu äußern, bleibt schleierhaft.
Dass einer der drei- bis vierhundert Wölfe in Deutschland in der Neujahrsnacht nach Nahrung sucht, dürfte in etwa so außergewöhnlich sein, als wenn Sie oder ich mit einem Glas Sekt in der Hand auf das neue Jahr anstoßen.

Dass man einen Kadaver verwendet, um am Waldrand des beschaulichen Ortes Dreeke ein eigenes Wolfsexperiment durchzuführen, dürfte hingegen einige Leser irritieren und nach der Veröffentlichung des Presseartikels Fragen nach sich ziehen…

Um den Beweggründen für diesen Presseartikel halbwegs auf die Spur zu kommen, betrachte man sich einmal die wenigen veröffentlichten Äußerungen des Jagdpächters (*1):

…„Das geht so nicht weiter“…
… „Die Wölfin hat keine Skrupel mehr. Sie nähert sich immer mehr Häusern und Wohngebieten, um auf einfachem Weg zum Futter zu gelangen“…
…„Die Tatsache ist beängstigend“…
…„Wir haben den Eindruck gewonnen, dass sich der Wildbestand gewaltig reduziert hat“…
…„Es ist die Wölfin, die wir schon vor einem Jahr mit einer Kamera identifiziert haben“…
…„Er muss in irgendeiner Form entnommen werden“…

Wer die Presseberichterstattung über die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland bereits über längere Zeit aufmerksam verfolgt, erkennt hier erneut ein sich ständig wiederholendes Argumentationsmuster, das in ähnlicher Form andernorts schon unzählige Male verwendet wurde: Verunsicherung und Ängste schüren, danach eine scheinbar logische Lösung präsentieren. Dementsprechend eindeutig fielen dann auch zahlreiche Kommentare zu diesem Presseartikel in den sozialen Medien aus. Ihr Tenor: Werden zweifelhafte Spekulationen und Begründungen durch ihre ständige Wiederholung eigentlich richtiger?

Der offenkundig um seine Mitmenschen besorgte Jagdpächter aus Barnstorf darf sich nun – auch wenn ihn augenscheinlich in erster Linie ein „edles“ Motiv geleitet haben mag – in die lange Reihe der Stimmungsmacher gegen den Wolf einsortieren. Denn nach wie vor gilt: Aus Deutschland ist in den letzten rd. 17 Jahren der Wolfsrückkehr kein einziger Fall bekannt, bei dem sich ein Wolf einem Menschen gegenüber aggressiv gezeigt hat. Und obwohl der Jagdpächter zum Ende des Artikels noch fast die Kurve zu kriegen scheint, nämlich als er darauf hinweist, dass gerade dieses „Tier zu fangen und anderweitig unterzubringen“ sei, bevor es andernfalls seiner Ansicht nach in letzter Konsequenz „entnommen“ werden müsse, bleibt dem aufmerksamen Leser die vermeintliche Absicht der Aussagen nicht verborgen.

Am Ende darf man es deshalb dem Leser dieses Artikels nicht vorwerfen, wenn er trotz der „verkleideten“ Beweggründe des Jagdpächters den Eindruck erhält, es ginge dem Barnstorfer zuletzt doch vordringlich um seine ureigensten Interessen. Nämlich um die eines Jagdpächters, der um seinen Jagderfolg bangt und nun einen Schuldigen dafür präsentieren kann…

Hat Egon S. sich und seinen Jagdgenossen mit der Veröffentlichung dieses Presseartikels wirklich einen Gefallen getan? Das muss bezweifelt werden, denn diese Art der Berichterstattung ist nach Ansicht der meisten Kommentatoren in den sozialen Medien einfach nur……verzichtbar. Zurück bleibt ein schaler Beigeschmack.

P.S.: Es darf – nach allem was man heute über das Verhalten des Schalenwildes weiß – vermutet werden, dass sich der von Egon S. vermisste Wildbestand nun vornehmlich in den Nachbarrevieren aufhält. Ist der Wolf allerdings wirklich der Grund dafür?


Herzlichst

Ihr

Jürgen Vogler


(Quelle: MK – www.kreiszeitung.de vom 06.01.2016, Artikel: „Jäger beunruhigen Vorfälle in Dreeke“, abgerufen am 07.01.2016, hier der Link!)


Zitat Schiller