Juni 2016 – Seite 3 – Wolfsmonitor

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Der Wolf, die Cleavage-Theorie und die Polit-Dinos

Kennen Sie, liebe Leserinnen und Leser, eigentlich die Cleavage-Theorie? Nein? Vielleicht kommt Ihnen aber die Behauptung bekannt vor, dass man in der Stadt grundsätzlich keine Ahnung davon hat, was die Menschen auf dem Lande ernsthaft bewegt?

Die Cleavage-Theorie versucht zu erklären, aus welchen Interessen heraus Menschen bevorzugt bestimmte Parteien wählen.

Farley Mowat: Im Bann der Wölfe…

„…Ursprünglich wollte ich eine Satire über ein ganz anderes Tier schreiben – nämlich über die eigentümliche Abart der menschlichen Rasse, die unter dem Namen Bürokrat firmiert.


 

Der Wolf sollte nur als Folie für die Ausführungen über den homo bürokratis dienen – diese Missgeburt unserer Zivilisation, der, obgleich er ein in der Gewohnheit erstarrter engstirniger Pfennigfuchser und bildungsfeindlicher Ignorant ist und schon an den läppischsten praktischen Sachverhalten scheitert, sich dennoch als einzig legitimierter Inhaber der nackten Wahrheit betrachtet und sich folglich zum selbsternannten Richter über die Angelegenheiten der Menschen erhebt.

Ein gewaltiger politischer Irrtum?

Manchmal gibt`s nichts über unsere Wölfe zu berichten. Und sich ständig über dieselben Leute aufzuregen, wird irgendwann einmal fad. Obwohl – was sich da bisweilen in Niedersachsen politisch in Punkto Wolf so abspielt, finde ich schon sehr absonderlich. Ob das nur mir so vorkommt?

Mit welchem Enthusiasmus sich manche Volksvertreter in diesem Bundesland dem Thema Wolf widmen, ist für mich insofern erstaunlich, als dass sie sich in der Zeit, in der sie sich auf diesem „Nebenkriegsschauplatz“ tummeln, den wirklich wichtigen politischen Fragestellungen unserer Zeit entziehen.

Kognitive Kapitulation

Der in Fachkreisen hoch angesehene Wolfsexperte Ulrich Wotschikowsky nannte die Vorgänge um den im Mai eingeschläferten Wolf aus dem Landkreis Uelzen eine „Pervertierung des Artenschutzes“ und empfahl dem niedersächsischen Umweltministerium, einem eigenen Verhaltenskodex unbedingte Priorität vor einem Verhaltenskodex für Wolfsberater einzuräumen.

Als wären diese Worte ungehört verhallt, legt die zuständige Fachbehörde, der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN), in der Antwort auf die mündliche Anfrage “Hat die Landesregierung einem wochenlangen Leiden des nun eingeschläferten Wolfs tatenlos zugesehen?“ noch einmal nach, um dem antwortenden Umweltminister einmal mehr eine Choreographie für den Tanz in die Fettnäpfe zu schreiben.

MU-Info: Zwei Antworten zu Wölfen in Niedersachsen

Heute, am 10. Juni, veröffentlichte das Niedersächsische Umweltministerium (MU) im Rahmen mehrerer Pressemitteilungen zwei Antworten auf mündliche Anfragen von Abgeordneten zum Thema „MT6“ und dem wochenlangen Leiden eines später eingeschläferten Wolfs (im Wortlaut):

a.) Antwort auf die mündliche Anfrage: Wie verlief die Entnahme von MT6?

„Der Niedersächsische Minister für Umwelt, Energie und Klimaschutz Stefan Wenzel hat namens der Landesregierung auf eine mündliche Anfrage der Abgeordneten Jörg Bode, Hermann Grupe, Dr. Gero Hocker, Dr. Marco Genthe, Almuth von Below-Neufeldt und Horst Kortlang (FDP) geantwortet.

Nun doch keine Besenderung der Goldenstedter Wölfin!

Das war sie also, die gestrige Debatte im niedersächsischen Landtag über die „Große Anfrage“ der FDP-Fraktion mit ihren 83 Einzelfragen. Ungefähr eine Stunde lang tauschten Parteienvertreter ihre Positionen dazu gestern Nachmittag in Hannover aus.

Neu war eigentlich nur die Information, dass Umweltminister Wenzel die Goldenstedter Wölfin – die auch als Barnstorfer Wölfin bekannt ist – aufgrund der stark zurückgegangenen Nutztierrisse in letzter Zeit nicht mehr besendern lassen will.