IUCN – Seite 2 – Wolfsmonitor

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Wolfsexperte Boitani: „Kurtis“ Verhalten war keineswegs unnatürlich!

Luigi Boitani, renommierter italienischer Wolfsforscher von weltweitem Ruf, äußerte sich für die aktuelle Ausgabe des „Spiegel“ zum Abschuss des Wolfes „Kurti“ alias „MT 6“.

Er verstehe das alles nicht, so Boitani gegenüber Spiegel-Redakteurin Julia Koch. Der Rüde habe sich in der letzten Zeit keineswegs unnatürlich verhalten. „Ein solches Tier zu töten, bevor man ernsthafte Anstrengungen unternommen hat, ihm die Distanz zum Menschen einzubläuen, ist nicht zu rechtfertigen, …eine Vergrämung sei ein langwieriges Unterfangen.“ (*1)

John Linnell: „Die Erfahrung wird zeigen, …“

„Die Regionen mit der größten Herausforderung sind jene, wo große Beutegreifer nach einer langen Periode der Abwesenheit zurückgekehrt sind; dort kämpfen einige ländliche Interessengruppen dagegen, dass die Tiere in Ihrer Landschaft wieder integriert werden sollen. Diese Konflikte können nicht über Nacht gelöst werden. Man muss miteinander reden und, noch mehr, sich gegenseitig zuhören. Geduld, Respekt und Kompromissbereitschaft sind die notwendigen Voraussetzungen. Auch die Zeit wird helfen. Die Erfahrung wird zeigen, dass es einfacher ist, mit den realen Tieren zu leben als mit ihren symbolischen Vertretern, wie sie in extremer Form dargestellt werden.“

(Quelle: John Linnell, Norwegian Institute for Nature (NINA) und Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE), SSC Specialist Group der Weltnaturschutzunion „International Union for Conservation of Nature and Natural Resources“ (IUCN), in: „Der Wolf als Symbol“, Rudelnachrichten Juni/ Juli 2014 der „Gesellschaft zum Schutz der Wölfe“ (GzSdW), Seite 35, frei übersetzt aus dem Englischen von Dietlinde Klein)

Luigi Boitani: „Den Sorgen der Bürger mit Informationen begegnen!“

„Mein erster Rat lautet: keine Panik. Die Politik muss sich die richtigen Berater holen – weder missionarische Wolfsschützer noch Interessengruppen wie Jäger oder Schäfer, sondern seriöse Wissenschaftler. Es gibt sehr gute Leute in Deutschland. Gemeinsam mit solchen Experten kann man ein nationales Forum aufbauen, in dem dann auch Lobbygruppen zu Wort kommen können. Und den Sorgen der Bürger muss man mit Informationen begegnen.“

Leitlinien zum Management von Großraubtieren (Studie 1)

“Leitlinien für Managementpläne für Großraubtiere auf Populationsebene“, im Original: „Guidelines for Population Level Management Plans for Large Carnivores”

Die „Species Survival Commission Specialist Group“ der „Large Carnivore Initiative for Europe“, kurz LCIE, ist eine von über 130 Spezialistengruppen der Weltnaturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources).

Die Zahl 1000 im Blick – das Wachstum der Wolfspopulation!

Immer häufiger wird – wie zuletzt in einer Online-Petition – die Frage gestellt, bis auf welche Zahl die Wolfspopulation in Deutschland anwachsen soll. Die Antworten, die verschiedene Internetquellen hierzu anbieten, stiften leicht Verwirrung. Deshalb schaut Wolfsmonitor einmal genauer hin.


Der sogenannte „günstige Erhaltungszustand“ einer Art, wie er von der EU-Kommission unter anderem auch für den Wolf als gefährdete Art gefordert wird, ist erreicht, wenn die Art oder ihr Lebensraum im Bestand und auch in der Ausdehnung ungefährdet ist und auch bleiben wird. Dazu werden für jede gefährdete Art die einzelnen Faktoren „Verbreitungsgebiet“, „Population“, „Lebensraum“ und „Zukunftsaussichten“ in regelmäßigen Abständen bewertet.
Für Wölfe der „Zentraleuropäischen Tieflandpopulation“, der die „deutschen Wölfe“ zuzurechnen sind, wird eine Zahl von 1.000 geschlechtsreifen Tieren angegeben, damit der geforderte günstige Erhaltungszustand erreicht ist.