Wolfsmonitor – Seite 252 – Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland

Nie der Wissenschaft überlassen, wie man leben will…

…“Demokratien bauen ihre Entscheidungen nicht auf wissenschaftliche Theorien. Die beiden politischen Systeme, die das im 20. Jahrhundert getan haben, waren totalitär und tödlich; allein das sollte einen gründlich darüber belehrt haben, dass man die Entscheidung darüber, wie man leben will, nie der Wissenschaft überlassen kann.


Wissenschaft kann Entscheidungen informieren, sie kann auf erwartbare Probleme hinweisen, Szenarien entwerfen oder auch warnen. Aber die lebendige Aushandlung, wie man leben will,

Mein persönlicher „Wolfsmonitor“- Rückblick auf 2015

Ziemlich genau acht Monate, also rund 250 Tage gibt es diesen Blog bereits. Und da nun der Jahreswechsel naht, ist das für mich die passende Gelegenheit für eine Zwischenbilanz.


Welche Wolfsvorkommen wurden in Deutschland bestätigt?

Im Wolfsjahr 2014/2015, das am 30. April endete, konnten nach 25 bestätigten Wolfsrudeln, acht Wolfspaaren und drei sesshaften Wölfen im Vorjahr nun 31 Rudel, 8 Paare und 6 territoriale Einzeltiere durch das Monitoring in sechs Bundesländern in Deutschland bestätigt werden.

Zwei vermeintlich „verhaltensauffällige“ Wölfe

Die Ausbreitung der Wolfspopulation verlief in 2015 überwiegend problemlos. In zwei Fällen wurden allerdings vermeintlich „verhaltensauffällige Wölfe“ ausgemacht. Im ersten Fall kam es im März durch den so genannten niedersächsischen „Wanderwolf“ zu mehreren Nahbegegnungen mit Menschen. Der Wolf wurde jedoch bereits im April nördlich von Hannover von einem LKW erfasst und getötet.

Der zweite Fall handelt von der so bezeichneten „Goldenstedter Wölfin“, der in den Landkreisen Diepholz und Vechta zahlreiche Nutztiere zum Opfer fielen. Leider waren viele von ihnen unzureichend geschützt. In einigen Fällen soll diese Wölfin sogar Elektrozäune

Paolo Molinari: Der Wolf fasziniert!

„Der Wolf ist ein Wolf. Wohl kaum ein anderes Tier wurde und wird so geliebt und gehasst wie der Wolf. Kaum eine Tierart wurde so verfolgt, und später dann wieder so gehegt und geschützt. Kaum einer Tierart wurden so viele Eigenschaften und Charakterzüge zugeschrieben, wie dem Wolf: brutal, aggressiv, hinterlistig, schlau. Doch übertragen hier nur wir Menschen unsere eigenen Eigenschaften auf das Tier…


Jahrhunderte, gar Jahrtausende der Koexistenz unserer Hirtenkultur mit dem Raubtier haben dieses Feindbild vom Wolf geschaffen. In anderen Kulturen wird der Wolf hingegen verherrlicht und respektiert. So etwa bei den Jägerkulturen – oder man denke hier auch an den heiligen Franz von Assisi.

Widerstand gegen Wolfsabschüsse in der Schweiz

Obwohl erst im Sommer im Tessin ein zweites Wolfsrudel in der Schweiz bestätigt wurde, sollen jetzt bereits zwei Jungwölfe aus dem Calanda-Rudel, das in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge Nachwuchs zu verzeichnen hatte, abgeschossen werden. Nachdem die Kantone St. Gallen und Graubünden die Abschüsse Ende November beantragt hatten, bewilligte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) nun dieses Vorgehen mit der Begründung, die übrigen Tiere sollen dadurch „scheuer werden“.

Doch gegen die Abschusspläne gibt es Widerstand. Nicht nur die Organisationen WWF und Pro Natura kritisieren die Bafu-Pläne, auch die „Gruppe Wolf Schweiz (GWS)“ äußert sich dazu. Präsident David Gerke (Foto), selbst Schafhirte und Jäger, nahm am 21. Dezember in einer Pressemeldung wie folgt Stellung dazu:

Wölfe gegen andere Tierarten ausspielen?

Wenn Wölfe Probleme verursachen, ist nicht selten folgendes Argument zu hören: „Wir dürfen eine Tierart nicht gegen eine andere ausspielen!“
Auf der internationalen Wolfskonferenz des NABU im September beispielsweise äußerte Andreas Leppmann, Geschäftsführer des Deutschen Jagdverbandes (DJV), diesen Gedanken, als er auf die angegriffenen Muffelwildbestände verwies, die als Gebirgsschafe einst im deutschen Flachland angesiedelt wurden.

Und erst kürzlich war die gleiche Rechtfertigung von der Bundestagsabgeordneten Rita Stockhofe erneut zu hören. Nämlich bei ihrer Begründung zur Ablehnung eines Antrags zur Einrichtung eines Herdenschutz-Kompetenzzentrums.

Eckhard Fuhr: Der Wolf als Wegweiser

Eckhard Fuhr, Autor des lesenswerten Buches „Rückkehr der Wölfe“ berichtet darin von einer Begegnung mit Erik Zimen Ende der Neunzigerjahre:

…“Wie viele Hirsche, Rehe oder auch Schafe heute von Wölfen gefressen, also der ganze Konfliktstoff, mit dem sich das moderne Wolfsmanagement herumplagen muss, das alles interessierte Zimen nicht mehr besonders. Der Wolf war für ihn Wegweiser zu elementaren Fragen der Anthropologie. Nach einem langen Nachmittag in Grillenöd konnte ich etwas besser verstehen,