Januar 2016 – Seite 3 – Wolfsmonitor

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„Keine Angst schüren, sondern sensibilisieren!“

In einem Seminar, an dem ich vor einigen Jahren einmal teilnahm, sprach ein Neurolinguistiker davon, dass das menschliche Gehirn das Wort „nicht“ und die meisten Satzteile, die vor dem Wort „aber“ verwendet werden, nur sehr schwer verarbeiten kann. Ich war nun dementsprechend sensibilisiert und achtete im Alltag folglich öfter darauf und siehe da, es scheint tatsächlich zu stimmen.


Sensibilisieren, das will auch Rudi Heinisch aus dem brandenburgischen Buchholz bei Niemegk mit Hilfe eines Presseartikels, der am 10. Januar in der MOZ veröffentlicht wurde. (*1). Er legt darin Wert darauf, dass er keine Ängste vor dem Wolf schüren möchte.

Die „unkontrollierte“ Ausbreitung der Wölfe

Ein wahrgenommener Kontrollverlust wird für viele – in welchem gesellschaftlichen oder privaten Bereich auch immer – schnell unerträglich. Dort, wo die Kontrolle offenkundig versagt, entstehen bei sensiblen Naturen schnell Ohnmachtsgefühle oder Ängste vor chaotischen Verhältnissen. Folglich ist der dringende Wunsch, die bestehenden Regeln und Strukturen mögen funktionieren oder aber schnellstmöglich angepasst werden, um die vollständige Kontrolle über eine Sache zurückgewinnen, oft eine spontane Reaktion, wenn Dinge vermeintlich „aus dem Ruder laufen“.

Das gilt für die Finanzmärkte und das Klima ebenso, wie für die Frage, wie groß der Zuzug von Menschen oder Wölfen sein sollte. Da Wahrnehmungsschwellen allerdings eine höchst persönliche Angelegenheit sind,

Gudrun Pflüger: Wenn Wölfe neue Wege gehen…

…“Eine junge Wölfin bricht auf und verlässt ihr Rudel, um etwas in ihrem Leben zu verändern. Sie hat in ihrem Rudel nicht den Status, um sich fortzupflanzen, eine eigene Familie zu gründen und das Rudel zu leiten. Um diese Ziele für sich zu erreichen, muss sie neue Wege gehen. Wege, die sie noch nie gegangen ist und die ihr Rudel ihr nicht gezeigt hat.


Die merkwürdigen Motive eines Jagdpächters aus Barnstorf

Wenn jemand den Weg über die Medien wählt, hat er gewöhnlich etwas zu sagen. Was einen Jagdpächter aus Barnstorf jedoch dazu bewogen hat, sich kürzlich in der „Mediengruppe – Kreiszeitung“ zu äußern, bleibt schleierhaft.
Dass einer der drei- bis vierhundert Wölfe in Deutschland in der Neujahrsnacht nach Nahrung sucht, dürfte in etwa so außergewöhnlich sein, als wenn Sie oder ich mit einem Glas Sekt in der Hand auf das neue Jahr anstoßen.

3 Antworten von David Gerke

David Gerke (30), Schafhirte und Jäger aus Zuchwil in der Schweiz, ist Präsident der „Gruppe Wolf Schweiz (GWS)“, die sich als „politische Stimme der Großraubtiere “versteht (*1). Der Verein, der nach einem Besuch von Wolfsinteressierten beim weltweit bekannten Wolfsforscher Erich Klinghammer in den USA im Jahr 1997 gegründet wurde, hat sich zum Ziel gesetzt, Hintergrundinformationen über das Verhalten, die Vorkommen und die Ökologie des Wolfes in der Schweiz zugänglich zu machen. Die GWS arbeitet dabei eng mit zahlreichen Fachleuten und den Medien zusammen. So ist es dem Verein möglich, wissenschaftlich fundiertes Know-how zu veröffentlichen.

Ende Dezember 2015 stimmte das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in der Schweiz dem Gesuch der Kantone St. Gallen und Graubünden um Abschussbewilligung von zwei Jungwölfen aus dem Calandarudel – einem von insgesamt zwei Wolfsrudeln in der Schweiz – zu. Begründet wurde dies

Auffällige, unerwünschte und problematische Begegnungen mit Wölfen

Die Webseite „tierwelt.ch“ aus der Schweiz erörtert in einem Artikel, der am 5. Januar erschien, warum zwei Wölfe des Calanda-Rudels nun unverzüglich abgeschossen werden sollen (*1).
Demnach wird in diesem Zusammenhang zwischen „auffälligen“, „unerwünschten“ und „problematischen“ Wolfsbegegnungen unterschieden, eine Lesart, die meiner Ansicht nach breite Ermessensspielräume eröffnet und eine objektive Einschätzung nun wirklich nicht erleichtert.

Das wird deutlich, wenn man diese Begriffe in ihr sprachliches Gegenteil umkehrt und fragt, was eigentlich unauffällige, erwünschte oder unproblematische Wolfsbegegnungen sind.