Wolfsmonitor – Seite 250 – Die Rückkehr des Wolfes nach Deutschland

Nachlese: Jogger im Gartower Forst

Der erste Rauch ist verzogen, die Schlagzeilen Schnee von gestern, die Nahbegegnung eines Joggers im Gartower Forst mit zwei Caniden hinterlässt dennoch eine Spur Ungewissheit. Warum?

Auf dem Wolfsportal des Niedersächsischen Umweltministeriums sind zwischenzeitlich die Hintergrundinformationen zum Vorfall im Gartower Forst veröffentlicht worden.
Hier die kurze Zusammenfassung der Ereignisse (Stand 13. 01.2016 -*1):

Der Jogger:
• … joggte am 25. 12. ohne Musik,
• … verspürte eine Berührung an der Hand,

Gastautorin Wiebke Wendorff: „Der Wolf. Die Pferde. Und der Herdenschutz.“

Präventionsmaßnahmen für Pferdehalter


Das Stimmungsbild in der Gesellschaft ist in punkto Wolf ebenso breit gefächert wie die verschiedenen Ansprüche und Erwartungshaltungen der jeweiligen Interessengruppen. Im Bemühen um eine bestmögliche Akzeptanz des Wolfes mit all den einhergehenden Herausforderungen, die seine Rückkehr mit sich bringt, entwickelt die Politik der unterschiedlichen Bundesländer im Rahmen von Wolfmanagementplänen, Richtlinien und Konzepten wegweisende Entscheidungsgrundlagen.


Diese sollen, gestützt durch aufklärende Öffentlichkeitsarbeit, gezieltes Monitoring und Optionen für Schadenprävention und -ausgleich, das Konfliktpotenzial zwischen Mensch und Wolf möglichst gering halten.
Doch die Forderungen vor allem der Nutztierhalter und zunehmend nun auch von Akteuren der Pferdebranche werden immer lauter.

Verlierer

Was für eine Aufregung gestern! Ein Wolf sollte – so berichtete es eine Zeitung aus Lüneburg – an einem Jogger geknabbert haben. Selten wurde in den sozialen Medien nach einer Nachricht eine so engagierte Diskussion geführt. Auch meine eigene Stellungnahme dazu wurde so häufig kommentiert, wie selten.


Mein Telefon stand kaum still, ich erhielt über 200 E-Mails und in den sozialen Medien wurde der Vorfall unablässig bis in den späten Abend hinein kommentiert. Auch heute setzt sich die Diskussion noch fort.

Nicht immer freundlich waren die Kommentare zu meinem Beitrag, hatte ich den Vorfall doch – unter dem Vorbehalt, dass diese Geschichte überhaupt wahr ist- mit einer roten Ampel versehen. Einige zeigten mir

Jogger durch Wolf verletzt + Update!

Update 22:00 Uhr:


In einem Beitrag des Senders NDR äußerte Staatssekretärin Almut Kottwitz am Abend, dass man im niedersächsischen Umweltministerium bezweifele, dass es sich bei dem dargestellten Vorfall um Wölfe gehandelt habe (*2). Das Erscheinungsbild der Tiere deute nicht auf Wölfe sondern auf Hunde hin. Das würde erklären, warum der Vorfall überhaupt erst nach drei Wochen bekannt wurde, er war aus Sicht des Umweltministeriums vermutlich nicht weiter „erwähnenswert“. Die auf „Rot“ gesetzte Wolfsampel setze ich aus diesem Grund wieder auf „Grün“!


 

Ursprünglicher Artikel:

Ist er das, der erste Vorfall in Deutschland, bei dem sich ein Wolf einem Menschen gegenüber aggressiv zeigt? Einer Meldung der Landeszeitung Lüneburg (LZ) vom heutigen Tag nach könnte es so gewesen sein (*1).

Doch was genau war geschehen?


„Keine Angst schüren, sondern sensibilisieren!“

In einem Seminar, an dem ich vor einigen Jahren einmal teilnahm, sprach ein Neurolinguistiker davon, dass das menschliche Gehirn das Wort „nicht“ und die meisten Satzteile, die vor dem Wort „aber“ verwendet werden, nur sehr schwer verarbeiten kann. Ich war nun dementsprechend sensibilisiert und achtete im Alltag folglich öfter darauf und siehe da, es scheint tatsächlich zu stimmen.


Sensibilisieren, das will auch Rudi Heinisch aus dem brandenburgischen Buchholz bei Niemegk mit Hilfe eines Presseartikels, der am 10. Januar in der MOZ veröffentlicht wurde. (*1). Er legt darin Wert darauf, dass er keine Ängste vor dem Wolf schüren möchte.

Die „unkontrollierte“ Ausbreitung der Wölfe

Ein wahrgenommener Kontrollverlust wird für viele – in welchem gesellschaftlichen oder privaten Bereich auch immer – schnell unerträglich. Dort, wo die Kontrolle offenkundig versagt, entstehen bei sensiblen Naturen schnell Ohnmachtsgefühle oder Ängste vor chaotischen Verhältnissen. Folglich ist der dringende Wunsch, die bestehenden Regeln und Strukturen mögen funktionieren oder aber schnellstmöglich angepasst werden, um die vollständige Kontrolle über eine Sache zurückgewinnen, oft eine spontane Reaktion, wenn Dinge vermeintlich „aus dem Ruder laufen“.

Das gilt für die Finanzmärkte und das Klima ebenso, wie für die Frage, wie groß der Zuzug von Menschen oder Wölfen sein sollte. Da Wahrnehmungsschwellen allerdings eine höchst persönliche Angelegenheit sind,