LCIE – Seite 2 – Wolfsmonitor

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Was nun tun in Goldenstedt?

Leute wie ich haben es leicht. Wir lehnen uns zurück, harren der Dinge die da passieren, lesen die Zeitungsmeldungen, gedruckt oder online und pressen hin und wieder einige Zeilen ins Netz. Frei nach dem Motto: Wir haben es immer schon besser gewusst!
Ist das so? Na ganz so einfach ist es sicherlich nicht. Gerade jetzt, wo sich herausstellt, dass die so genannte „Goldenstedter Problemwölfin“ nicht alleine unterwegs ist (man geht von mindestens 3 Wölfen aus) wird von den Lesern durchaus erwartet, dass wir Lösungswege aufzeigen.

Ist in Goldenstedt nun guter Rat teuer?

Arbeiten wir die Geschehnisse einmal kurz auf: Die „Problemwölfe“ sind in den Landkreisen Diepholz und Vechta unterwegs. Der Landkreis Diepholz fiel am 26. November nach einem Kalenderjahr aus der Fördergebietskulisse (Richtlinie Wolf) heraus. Was heißt das? Ein Schadensausgleich aus Steuermitteln wird seit dem 26. November nicht mehr gewährt, wenn die Tiere bei einem Wolfsübergriff nicht mindestens mit dem in der Richtlinie geforderten „Grundschutz“ geschützt waren. So weit so gut. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Mittel für die Präventionsmaßnahmen nicht mehr beantragt werden können! Die Konsequenz muss also für die Weidetierhalter in beiden Landkreisen weiterhin lauten:

Diskussion über „böse Wölfe“ erreicht Brüssel!

In Brüssel fand am 15. September 2015 eine „Europäische Konferenz über das Wolfsmanagement“ statt, die unter dem Motto „Europa und der böse Wolf – schießen oder schützen?“ stand. Der CDU-Europaabgeordnete und Präsident der fraktionsübergreifenden parlamentarischen „Intergruppe Biodiversität, Jagd, ländliche Aktivitäten“ im Europäischen Parlament, Karl Heinz Florenz und „die Europäische Föderation der Verbände für Jagd und Naturschutz“, kurz FACE, hatten dazu eingeladen.

In einer Pressemitteilung, die Florenz vor der Konferenz auf seiner Internetseite veröffentlichte, hieß es:


„Ich möchte keine Wölfe, die durch Siedlungsgebiete streifen, in der Nähe von Schulen in Mülleimern wühlen oder Jagd auf Schafe und Hühner machen. Der Wolf muss den nötigen Respekt vor uns Menschen haben – wenn es sein muss auch durch einen Warnschuss und andere Vergrämungsmaßnahmen. Wir müssen aber auch den Mut haben, wenn Gefahr in Verzug ist, aggressive und kranke Wölfe zu entnehmen. Unbürokratisch und schnell, sonst fühlt sich die Bevölkerung in ihren Ängsten nicht ernst genommen. Hier muss über eine klarere, zielführendere Regelung auch auf europäischer Ebene nachgedacht werden“.
(hier der Link zur vollständigen Meldung)

John Linnell: „Die Erfahrung wird zeigen, …“

„Die Regionen mit der größten Herausforderung sind jene, wo große Beutegreifer nach einer langen Periode der Abwesenheit zurückgekehrt sind; dort kämpfen einige ländliche Interessengruppen dagegen, dass die Tiere in Ihrer Landschaft wieder integriert werden sollen. Diese Konflikte können nicht über Nacht gelöst werden. Man muss miteinander reden und, noch mehr, sich gegenseitig zuhören. Geduld, Respekt und Kompromissbereitschaft sind die notwendigen Voraussetzungen. Auch die Zeit wird helfen. Die Erfahrung wird zeigen, dass es einfacher ist, mit den realen Tieren zu leben als mit ihren symbolischen Vertretern, wie sie in extremer Form dargestellt werden.“

(Quelle: John Linnell, Norwegian Institute for Nature (NINA) und Large Carnivore Initiative for Europe (LCIE), SSC Specialist Group der Weltnaturschutzunion „International Union for Conservation of Nature and Natural Resources“ (IUCN), in: „Der Wolf als Symbol“, Rudelnachrichten Juni/ Juli 2014 der „Gesellschaft zum Schutz der Wölfe“ (GzSdW), Seite 35, frei übersetzt aus dem Englischen von Dietlinde Klein)

Luigi Boitani: „Den Sorgen der Bürger mit Informationen begegnen!“

„Mein erster Rat lautet: keine Panik. Die Politik muss sich die richtigen Berater holen – weder missionarische Wolfsschützer noch Interessengruppen wie Jäger oder Schäfer, sondern seriöse Wissenschaftler. Es gibt sehr gute Leute in Deutschland. Gemeinsam mit solchen Experten kann man ein nationales Forum aufbauen, in dem dann auch Lobbygruppen zu Wort kommen können. Und den Sorgen der Bürger muss man mit Informationen begegnen.“

Monitoring von Großraubtieren in Deutschland (Studie 3)

Im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Grundlagen für Managementkonzepte für die Rückkehr von Großraubtieren – Rahmenplan Wolf“  erarbeiteten Petra Kaczensky (Institut für Wildtierkunde und Ökologie, Wien), Gesa Kluth (Wildbiologisches Büro LUPUS, Spreewitz), Felix Knauer (Arbeitsbereich für Wildtierökologie und Wildtiermanagement, Freiburg), Georg Rauer (Institut für Wildtierkunde und Ökologie, Wien), Ilka Reinhardt (Wildbiologisches Büro LUPUS, Spreewitz) und Ulrich Wotschikowsky (Oberammergau) im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) im Jahr 2008 die Publikation „Monitoring von Großraubtieren in Deutschland“. Die Studie wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (heute BMUB) gefördert und als BfN-Skript 251 in der Literatur-Datenbank des Bundesamtes für Naturschutz im Jahr 2009 veröffentlicht.

NINA-Studie „The fear of wolves“ (Studie 2)

Im Januar 2002 wurde der „NINA-Report“ – auch bekannt unter dem Namen „Linnell-Report“ – veröffentlicht, der unter der Mitarbeit von 18 ausgewiesenen Wolfsexperten aus Europa, darunter auch der seinerzeitige Forschungspartner Erik Zimens in Italien und heutige Leiter der „Species Survival Commission Specialist Group“ der „Large Carnivore Initiative for Europe“ (LCIE), Luigi Boitani, erarbeitet wurde.

Diese Studie, die vom NINA-Institut (Norsk Institutt for Naturforskning) unter dem Originaltitel „The fear of wolves: A Review of wolf attacks on Humans” herausgegeben wurde, gilt bis heute als sachliche und seriöse Grundlage für die realistische Beurteilung von beutemotivierten Wolfsattacken auf Menschen in Europa, da ihr die verfügbaren Dokumente der letzten 400 Jahre aus Amerika, Europa und Asien zugrunde liegen.