Kurti – Seite 9 – Wolfsmonitor

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Posse um einen totgefahrenen Wolf

Als Posse bezeichnet man üblicherweise ein groteskes Ereignis, das sich öffentlich abspielt. Mir fällt allerdings gerade kein besseres Wort für das „Schauspiel“ ein, das sich derzeit in Burgwedel abspielt.


Am 15. April 2015 wurde ein Wolf in Höhe Berkhof bei Großburgwedel auf der A7 von einem Kraftfahrzeug überfahren. Es handelte sich dabei um den „Wanderwolf“, der zuvor halb Niedersachsen beunruhigte und auch den Niederlanden einen Besuch abstattete.

Wolfsfreunde nannten ihn „Kurt“. Zufälligerweise war er ein Bruder des Wolfes aus dem Munsteraner Rudel, der gerade einige Anwohner und Politiker in der Region Bergen-Munster vergrämt und in Anlehnung an seinen toten Bruder von seinen Befürwortern „Kurti“ genannt wird.

„Kurti“ auffällig unauffällig!

Der schwedische Vergrämungsexperte Jens Karlsson vom „Swedish Wildlife Damage Centre“ war in den letzten drei Tagen auf der Fährte des vermeintlich verhaltensauffälligen Wolfes mit der wissenschaftlichen Bezeichnung MT06, wie der niedersächsische Umweltminister Stefan Wenzel am Montagabend in Reinsehlen bei Schneverdingen im Beisein des Experten berichtete (*1).


Das Ergebnis: Der Wolf verhielt sich auffällig unauffällig und „überraschend scheu“. Er ließ Karlsson meistens nicht näher als 200 Meter an sich heran. Die Entfernung war letztlich zu groß gewesen, um außer einigen Zurufen wirksame Vergrämungsmaßnahmen durchzuführen.

Interessant ist die Vermutung, dass „Kurti“, wie Wolfsfreunde ihn nennen, dabei sogar in Begleitung eines zweiten Wolfes gewesen sein soll.

Das veranlasst mich nun zu einigen Mutmaßungen:

Das niedersächsische Management der Wölfe aus Schweizer Perspektive

Der Umgang mit Wölfen in Niedersachsen wird auch jenseits der Grenzen beobachtet. Für uns Schweizer ist der Fall Niedersachsen deshalb von besonderem Interesse, weil die Wölfe hierzulande dasselbe vermeintlich problematische Verhalten aufweisen wie der wenig scheue MT6 und die zaunspringende Goldenstedter Wölfin.

In der Schweiz wurde der Wolf in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgerottet. Unter Schutz gestellt wurde er 1986. Im Jahr 1995 kehrten die ersten beiden Wölfe aus Italien und Frankreich zurück in die Schweiz. Trotz rechtlichem Schutz, wurden sie wegen zahlreichen gerissenen Schafen und Ziegen bald zum Abschuss freigegeben. So erging es auch ihren nachfolgenden Artgenossen. Erst einige Jahre später

Bereits über 53.000 Unterschriften zur Rettung der Wölfin in Vechta!

Mehr als 53.000 Menschen haben die Petition von Jan Olsson zur Rettung der „Goldenstedter Wölfin“ bis heute unterschrieben. Das ursprüngliche Ziel des 55-jährigen Diplom-Ingenieurs der Landespflege aus Vechta, 10.000 Unterschriften zusammenzutragen und anschließend dem niedersächsischen Umweltminister Stefan Wenzel zu übergeben, wurde somit bereits viele Tage vor Ablauf der Unterzeichnungsfrist weit übertroffen.

Ich hatte vor rund drei Wochen hier auf Wolfsmonitor bereits auf diese Aktion aufmerksam gemacht. Damals ging es noch darum, die Marke von 5.000 Unterschriften zu erreichen.

Eine Teilnahme ist für Interessierte noch bis zum

Vergrämen, aber wie?

Der junge Wolf aus dem Munsteraner Rudel, mit dem einige Menschen in den letzten Wochen so genannte „Nahbegegnungen“ hatten, – offiziell „MT6“ (das ist die wissenschaftliche Telemetriebezeichnung) und von Wolfsbefürwortern liebevoll „Kurti“ genannt – ist nun offiziell der erste „breit“ bestätigte „auffällige“ Wolf in Deutschland.

Er erfüllt demnach alle Kriterien, die einst sowohl in den Managementplänen der Länder als auch in diversen anderen Veröffentlichungen des Bundes für „verhaltensauffällige“ Wölfe festgelegt wurden.

Das ist bei Wolfsfreunden jedoch nach wie vor umstritten,

Expertenurteil: Jungwolf „Kurti“ soll vergrämt werden!

Nach der gestrigen rund zweistündigen Sitzung einer Expertenrunde im niedersächsischen Umweltministerium kam man im Beisein von Staatssekretärin Almut Kottwitz einstimmig zu dem (erwarteten) Urteil: Der besenderte Jungwolf aus dem Munsteraner Rudel, von Wolfsfreunden liebevoll „Kurti“ genannt, soll vergrämt werden.

Eine andere Entscheidung, wie zum Beispiel die zuletzt diskutierte „Entnahme“, wäre aufgrund von artenschutzrechtlichen Erfordernissen eine Überraschung gewesen.

Allerdings sind noch einige Fragen, z.B. wer in Niedersachsen diesen Wolf vergrämen kann, bzw. will und welche bürokratischen Hürden (Tierversuchsantrag, etc.) bis dahin noch zu überwinden sind, offen.