Landkreis Vechta – Seite 2 – Wolfsmonitor

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Was nun tun in Goldenstedt?

Leute wie ich haben es leicht. Wir lehnen uns zurück, harren der Dinge die da passieren, lesen die Zeitungsmeldungen, gedruckt oder online und pressen hin und wieder einige Zeilen ins Netz. Frei nach dem Motto: Wir haben es immer schon besser gewusst!
Ist das so? Na ganz so einfach ist es sicherlich nicht. Gerade jetzt, wo sich herausstellt, dass die so genannte „Goldenstedter Problemwölfin“ nicht alleine unterwegs ist (man geht von mindestens 3 Wölfen aus) wird von den Lesern durchaus erwartet, dass wir Lösungswege aufzeigen.

Ist in Goldenstedt nun guter Rat teuer?

Arbeiten wir die Geschehnisse einmal kurz auf: Die „Problemwölfe“ sind in den Landkreisen Diepholz und Vechta unterwegs. Der Landkreis Diepholz fiel am 26. November nach einem Kalenderjahr aus der Fördergebietskulisse (Richtlinie Wolf) heraus. Was heißt das? Ein Schadensausgleich aus Steuermitteln wird seit dem 26. November nicht mehr gewährt, wenn die Tiere bei einem Wolfsübergriff nicht mindestens mit dem in der Richtlinie geforderten „Grundschutz“ geschützt waren. So weit so gut. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Mittel für die Präventionsmaßnahmen nicht mehr beantragt werden können! Die Konsequenz muss also für die Weidetierhalter in beiden Landkreisen weiterhin lauten:

Mindestens 3 Wölfe in Goldenstedt!

Nun scheint gewiss, was bereits seit längerem vermutet wurde. In einem Ortsteil von Goldenstedt im Landkreis Vechta wurden drei Wölfe gesichtet. Darauf verwies der zuständige Wolfsberater Torsten Schumacher in einem Gespräch gegenüber dem NDR (*1). Die Wölfe seien einer Frau beim Gassigehen mit ihrem Hund begegnet. Seine Überprüfung bestätigte die Aussage der Frau. Für Schumacher selbst sei diese Situation „nicht zu verstehen“, bisher lägen keine DNA-Nachweise von mehreren Wölfen vor. Er sei bisher deshalb davon ausgegangen, dass eine einzelne Fähe – die sogenannte „Goldenstedter Problemwölfin“ – für die zahlreichen Attacken auf Nutztiere in der Region verantwortlich sei.

Kommentar:
Die Überraschung des Wolfsberaters ist nachvollziehbar. Zu sehr war er in der letzten Zeit damit beschäftigt, den ungezählten Hinweisen aus der Bevölkerung nachzugehen und die zahlreichen Nutztierrisse formgerecht zu protokollieren.

3 Antworten von Markus Bathen

Markus Bathen (43, Foto rechts) ist ausgebildeter Forstwissenschaftler und seit 8 Jahren der Wolfsexperte beim Naturschutzbund Deutschland, auch bekannt als NABU. Der gebürtige Kölner leitet das Wolfsbüro des NABU in Spremberg und lebt heute in der Nachbarschaft zahlreicher Wolfsrudel in der sächsischen Lausitz. Wolfsmonitor hatte nun Gelegenheit zu einem Interview mit ihm.


 

WOLFSMONITOR: Herr Bathen, nachdem der vermeintlich „verhaltensauffällige“ niedersächsische Wanderwolf, der im Frühjahr 2015 weite Teile der Bevölkerung Nordwestdeutschlands beunruhigte, bereits im April nördlich von Hannover von einem LKW getötet wurde, wurde es einige Zeit vergleichsweise ruhig um die Wölfe in Niedersachsen. In letzter Zeit allerdings sorgt eine Wölfin im Landkreis Vechta vermehrt für Schlagzeilen. Sie soll im Verlauf des letzten Jahres mehr als 60 Schafe gerissen und weitere 35 Schafe verletzt haben, 11 Fälle mit 31 Tieren konnten ihr zweifelsfrei zugeordnet werden. Die „Goldenstedter Wölfin“, so wird die Fähe genannt, soll dabei sogar über einen 160 cm hohen Elektrozaun gesprungen sein. Die Oppositionsparteien im niedersächsischen Landtag forderten nun kürzlich die Entnahme dieses „(riss)auffälligen“ Wolfes. Ist diese Forderung aus Ihrer Sicht gerechtfertigt?

Bathen: Die meisten Tiere, die dem Wolf zum Opfer fielen, waren nicht geschützt. Dass solche Erfolge einen Wolf anspornen können, auch geschützte Nutztiere anzugehen ist bekannt. Diesen Wolf einzufangen oder abzuschießen würde also die Nutztiere nur so lange schützen, bis

Klaus Bullerjahn zur Goldenstedter Wolfsfähe

Gastautor Klaus Bullerjahn (Foto rechts) aus Medingen bei Bad Bevensen ist Jäger und Wolfsberater. Zu den Ereignissen um die Goldenstedter Wolfsfähe schreibt er: „Es ist richtig, dass ein Verhalten, wie es die Wölfin im Landkreis Vechta zurzeit zeigt, nicht geduldet werden kann. Grundsätzlich befindet sich die Wolfspopulation in Deutschland bereits in einem Zustand, in der sie die Entnahme eines einzelnen Wolfs zweifelsfrei problemlos verkraften kann.


Im Fall der Wolfsfähe in Vechta darf es allerdings heute ausschließlich darum gehen, den Abschuss als letzte Konsequenz nicht auszuklammern. Dazu muss dieser Wolf aber eindeutig identifiziert werden können, bevor irrtümlich ein anderer Wolf entnommen wird. Daher sind der Fang und die Besenderung, wie sie Umweltminister Stefan Wenzel am Mittwoch im niedersächsischen Landtag beauftragte, richtig. Somit kann das Tier eindeutig identifiziert, überwacht, vergrämt und gegebenenfalls zielgerichtet entnommen werden.


Für die Weidetierhalter vor Ort bringt das vorläufig jedoch gar nichts – der nächste Wolf wird kommen. Entweder

Goldenstedter Wölfin besendern, nicht abschießen

Wie die „MK – kreiszeitung.de“ meldet, haben sich heute rund 50 Demonstranten, darunter auch FDP- und CDU-Politiker vor dem niedersächsischen Landtag zu einer kleinen Demonstration getroffen, um nach zahlreichen Nutztierrissen den Abschuss einer Wölfin in Goldenstedt (Landkreis Vechta) zu verlangen. Darüber hinaus wurde gefordert, der Wolf gehöre ins Jagdrecht! (*1)

Kommentar


„Wir kommen an die Grenzen des zumutbaren“, wird CDU-Politiker Ernst-Ingolf Angermann zitiert. Dem ist zuzustimmen, aber nicht in seinem Sinne. Denn die CDU- und FDP-Landespolitiker sollten es besser wissen. Bei allem Verständnis für die Nutztierhalter sei ein Abschuss des Wolfs derzeit Rechtsbruch, wird dann auch Umweltminister Stefan Wenzel zitiert. So ist es. Deshalb will er die Wölfin nun besendern und bei Bedarf vergrämen lassen. Das entspricht den vereinbarten Vorschlägen und Managementplänen der meisten Bundesländer und auch den Regelungen in Niedersachsen.

Damit bleibt festzustellen, dass einige Politiker scheinbar wider besseren Wissens nachhaltig versuchen,

CDU-Fraktion beantragt „Wolfsentnahme“

Nach Informationen der Nordwestzeitung (NWZ) will die CDU-Fraktion im Niedersächsischen Landtag heute einen Antrag auf die „Entnahme“ eines auffälligen Wolfes stellen.
Am 1. November wurde ein „Kuh-Kälbchen“ im Südlohner Moorgebiet im Landkreis Vechta tot aufgefunden und von zwei Wolfsberatern untersucht. Bereits am 11. Oktober wurde im Gebiet der aktuellen Fundstelle ein weiteres Kalb gerissen.(*1)

Hintergrund:


„Entnahme“ bedeutet nicht zwangsläufig „Abschuss“, sondern „Entfernung“ eines Wolfes, was die Möglichkeit des „Fangs“ einschließt.