Wolfscouts – Seite 2 – Wolfsmonitor

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Mein persönlicher „Wolfsmonitor“- Rückblick auf 2015

Ziemlich genau acht Monate, also rund 250 Tage gibt es diesen Blog bereits. Und da nun der Jahreswechsel naht, ist das für mich die passende Gelegenheit für eine Zwischenbilanz.


Welche Wolfsvorkommen wurden in Deutschland bestätigt?

Im Wolfsjahr 2014/2015, das am 30. April endete, konnten nach 25 bestätigten Wolfsrudeln, acht Wolfspaaren und drei sesshaften Wölfen im Vorjahr nun 31 Rudel, 8 Paare und 6 territoriale Einzeltiere durch das Monitoring in sechs Bundesländern in Deutschland bestätigt werden.

Zwei vermeintlich „verhaltensauffällige“ Wölfe

Die Ausbreitung der Wolfspopulation verlief in 2015 überwiegend problemlos. In zwei Fällen wurden allerdings vermeintlich „verhaltensauffällige Wölfe“ ausgemacht. Im ersten Fall kam es im März durch den so genannten niedersächsischen „Wanderwolf“ zu mehreren Nahbegegnungen mit Menschen. Der Wolf wurde jedoch bereits im April nördlich von Hannover von einem LKW erfasst und getötet.

Der zweite Fall handelt von der so bezeichneten „Goldenstedter Wölfin“, der in den Landkreisen Diepholz und Vechta zahlreiche Nutztiere zum Opfer fielen. Leider waren viele von ihnen unzureichend geschützt. In einigen Fällen soll diese Wölfin sogar Elektrozäune

Was nun tun in Goldenstedt?

Leute wie ich haben es leicht. Wir lehnen uns zurück, harren der Dinge die da passieren, lesen die Zeitungsmeldungen, gedruckt oder online und pressen hin und wieder einige Zeilen ins Netz. Frei nach dem Motto: Wir haben es immer schon besser gewusst!
Ist das so? Na ganz so einfach ist es sicherlich nicht. Gerade jetzt, wo sich herausstellt, dass die so genannte „Goldenstedter Problemwölfin“ nicht alleine unterwegs ist (man geht von mindestens 3 Wölfen aus) wird von den Lesern durchaus erwartet, dass wir Lösungswege aufzeigen.

Ist in Goldenstedt nun guter Rat teuer?

Arbeiten wir die Geschehnisse einmal kurz auf: Die „Problemwölfe“ sind in den Landkreisen Diepholz und Vechta unterwegs. Der Landkreis Diepholz fiel am 26. November nach einem Kalenderjahr aus der Fördergebietskulisse (Richtlinie Wolf) heraus. Was heißt das? Ein Schadensausgleich aus Steuermitteln wird seit dem 26. November nicht mehr gewährt, wenn die Tiere bei einem Wolfsübergriff nicht mindestens mit dem in der Richtlinie geforderten „Grundschutz“ geschützt waren. So weit so gut. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Mittel für die Präventionsmaßnahmen nicht mehr beantragt werden können! Die Konsequenz muss also für die Weidetierhalter in beiden Landkreisen weiterhin lauten:

Mindestens 3 Wölfe in Goldenstedt!

Nun scheint gewiss, was bereits seit längerem vermutet wurde. In einem Ortsteil von Goldenstedt im Landkreis Vechta wurden drei Wölfe gesichtet. Darauf verwies der zuständige Wolfsberater Torsten Schumacher in einem Gespräch gegenüber dem NDR (*1). Die Wölfe seien einer Frau beim Gassigehen mit ihrem Hund begegnet. Seine Überprüfung bestätigte die Aussage der Frau. Für Schumacher selbst sei diese Situation „nicht zu verstehen“, bisher lägen keine DNA-Nachweise von mehreren Wölfen vor. Er sei bisher deshalb davon ausgegangen, dass eine einzelne Fähe – die sogenannte „Goldenstedter Problemwölfin“ – für die zahlreichen Attacken auf Nutztiere in der Region verantwortlich sei.

Kommentar:
Die Überraschung des Wolfsberaters ist nachvollziehbar. Zu sehr war er in der letzten Zeit damit beschäftigt, den ungezählten Hinweisen aus der Bevölkerung nachzugehen und die zahlreichen Nutztierrisse formgerecht zu protokollieren.

Wolfsrisse in Goldenstedt als Chance begreifen!

Bei Goldenstedt im niedersächsischen Landkreis Vechta wurden in kurzen Zeitabständen trotz guter Herdenschutzmaßnahmen mehrere wertvolle Schafe scheinbar von einer Wölfin gerissen. Selbst ein 140 cm hoher Elektrozaun konnte die Wölfin nicht davon abhalten, zu den Schafen vorzudringen. Das ist bedauerlich, nicht nur deshalb, weil der Schäfer Tino Barth bisher als vorbildliches Beispiel für den Einsatz von Herdenschutzmaßnahmen galt und weil er augenscheinlich alle notwendigen und vom Ministerium geforderten Maßnahmen zum Schutz seiner Schafherden umsetzte.

Der erneute Riss eines Schafes aus seiner Herde führte nun – einer Pressemeldungen zufolge (*1) zu einem Medien- und „Experten“-Auflauf. Ganze 5 Kamerateams, der Leiter des Wolfscenters Dörverden Frank Fass und der CDU-Landtagsabgeordnete Ernst-Ingolf Angermann waren vor Ort, um die Sache selbst in Augenschein zu nehmen. Das Ergebnis: Der „rissauffällige“ Wolf muss weg, wenn er „mit der Tierhaltung nicht verträglich ist“. Frank Fass wird zitiert: „Ich würde die Wölfin opfern“.

Eingreifteam und 400 Wolfsrudel in Österreich!

In seinem Bestseller „Wolf, Hund, Mensch – Die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung“ benennt Kurt Kotrschal Österreich als das am besten geeignete Siedlungsgebiet für Wölfe in Europa. Theoretisch zumindest. GIS-basierte Analysen des Forschungsinstituts für Wildtierkunde (FIWI) ergaben, dass es in Österreich Platz für rund 400 Wolfsrudel gibt (Kotrschal, ebd., Seite 104). Das sind nahezu genauso viele, wie im viel größeren Deutschland.Theoretische Berechnungsmodelle von Felix Knauer ergaben geeignete Lebensräume in Deutschland für rund 440 Rudel.

Wolfsmonitor – Zwischenfazit im Juli 2015

Die inhaltliche Grundlage dieses Blogs bilden 9 Thesen. Aufgereiht umfassen diese „Argumentationslinien“ rund 33 DIN-A-4-Seiten. Weil aber nicht jedem Besucher dieser Webseite zugemutet werden soll und kann, sich durch jeden Nebenaspekt zu wurschteln, habe ich mir vorgenommen, von Zeit zu Zeit ein Zwischenfazit zu ziehen. Im April 2015 wurde mit der Ausarbeitung der Thesen begonnen, heute, Anfang Juli 2015, möchte ich dem Leser eine erste kurze Zusammenfassung anbieten.